Lebenshilfe Braunschweig
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21.06.2019

Und sonst noch? I Palliative Care

Wir bieten viel an, damit Menschen mit Beeinträchtigung in Braunschweig selbstverständlich dazu gehören. Und widmen uns auch Themen, die nicht jeder kennt. Warum machen wir dies als Lebenshilfe Braunschweig mit Personal-Ressource und finanziellem Budget?

  • Vielfalt ist für uns eine Bereicherung, die wir wertschätzen.
  • Respekt und Würde gehören zu unserem Menschenbild.
  • Wir gestalten miteinander persönliche Wege und Freiheiten.

Unser Thema heute: Palliative Care.

 

Ein Abschied vom Leben in Würde

Wie ist das eigentlich – zu leben mit dem Wissen, bald zu sterben? Unheilbar krank zu sein und dennoch nicht allein… Palliativversorgung oder palliative care ist ein umfassendes Konzept, um Menschen in dieser Lebensphase zu beraten, zu begleiten und zu versorgen.

Mike Paulokat ist ein Mitarbeiter der Lebenshilfe Braunschweig, der sich genau dafür qualifiziert hat. „Wir möchten, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung in einer vertrauten Umgebung sterben dürfen, und zwar ohne Hunger, Durst und Schmerzen.“ Ein Jahr dauerte die berufsbegleitende Schulung zur Palliative-Care-Fachkraft, die außer ihm noch Britta Habekost, Ninja Schwarz und Ulrich Seidel absolviert haben.

„Typischer Beginn unserer Begleitung ist zum Beispiel die Nachricht eines Arztes über eine fortgeschrittene Krebserkrankung“, berichtet Mike Paulokat. „Dann beginnt unsere Beratung und Vernetzung. Wir nehmen Kontakt auf zum Lebensumfeld der Betroffenen: Eltern, Angehörige, vielleicht eine Wohnstätte oder die ambulante Betreuung der Lebenshilfe Braunschweig.“ Aber auch der Austausch mit den behandelnden Ärzten sei ganz wichtig. „Und wir haben zum Beispiel intern eine Kollegin, die als Seelsorgerin bei der Feuerwehr auf Erfahrungen in herausfordernden Situationen zurückgreifen kann. Zudem arbeiten wir extern schon seit Jahren vertrauensvoll mit Peter Schellberg, unter anderem als Seelsorger und Referent, zusammen.“

Zum nächsten Schritt gehöre das Abwägen und Vermitteln, vor allem aber Wunsch und Willen der Sterbenden herauszufinden und nach allen Seiten abzuwägen“, erläutert Mike Paulokat. Intensität dieser Beratung und Begleitung sei individuell unterschiedlich.

Die Verunsicherung, die ein Team nach einer Diagnose erfasse, lasse sich fast immer in eine andere Richtung steuern: „Wir wachsen an dieser Aufgabe und gemeinsam können wir das gut schaffen.“ Hinzu komme, dass durch Maßnahmen- und Rahmenpläne im Qualitätsmanagement Leitlinien und Abläufe hinterlegt seine. „Das bietet Struktur und Sicherheit.“ 

Um in der Lebenshilfe Braunschweig insgesamt Sensibilität und Professionalität zugleich für die Palliativversorgung zu streuen, werden jährlich jeweils einwöchige Seminare angeboten. Stichworte sind dann zum Beispiel

  • Patientenverfügung
  • Biographiearbeit
  • Pflege
  • Therapie
  • Ethik
  • Spiritualität
  • Trauerarbeit

Krankenschwester, Seelsorger, Ethikberater und Therapeuten als zusätzliche Referenten sowie die Besuche bei Hospiz und Bestattungsunternehmen runden das Themenfeld in vielfältige Richtungen ab.

„Es geht darum, das Sterben jedes einzelnen nach seinen eigenen Wünschen zu planen und zu gestalten. Und es geht auch darum, bei aller Sorge und Leid, etwas Schönes und Wohltuendes anbieten zu können – wir sprechen von einer Kultur des Sterbens. Dazu gehören zum Beispiel besondere Gedenksteine oder ein Baum im Friedwald, um einen Ort des Erinnerns besuchen zu können“, betont Mike Paulokat und zitiert Cicely Sanders als Leitspruch: „Nicht dem Leben mehr Tage schenken, sondern den Tagen mehr Leben.“   

Text und Fotos: Elke Franzen