Das Ladengeschäft in Bienrode mit dem großen pinkfarbenen Seil ist vielen bekannt, doch was steckt eigentlich hinter dem Namen „Seilflechter“? Geschäftsführer Andreas Halle hatte nun Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum sowie Gerold Leppa, Wirtschaftsdezernent und Geschäftsführer der Braunschweiger Zukunft GmbH zu Gast, um ihnen zugleich die Kooperation mit der Lebenshilfe Braunschweig vorzustellen.

Auch der dritte Stadtvertreter, Sebastian Hallmann, als Referent für Strategie und Organisation und damit verantwortlich für die Standortentwicklung, hörte aufmerksam hin: Gegründet 1745, mittlerweile in der neunten Generation, ist Seilflechter ein Familienunternehmen, das Tradition und Innovation gut miteinander verbindet.

Langjährige Kooperation

„Wir produzieren 140.000 Meter Seil täglich, haben 105 Mitarbeitende, sind auf Wachstumskurs und stellen für 2024 Auszubildende sowie jetzt schon Personal in Produktion und Prüfdienst ein. Außerdem bekennen wir uns ganz konsequent zum Standort Braunschweig und sehen eine soziale Verantwortung als mittelständisches Unternehmen hier vor Ort“, erläutert Andreas Halle. „Da ist uns die Lebenshilfe Braunschweig ein verlässlicher Partner seit mehr als 20 Jahren - und wir haben diese Kooperation stets weiterentwickelt.“

Das entspricht ganz den Vorstellungen von Florian König und Stefanie Luthmann, Geschäftsführer sowie Bereichsleitung Arbeit bei der Lebenshilfe Braunschweig: “Wir möchten Menschen mit Beeinträchtigung vielfältige und angesehene Arbeitsplätze in ihrem Umfeld anbieten können. Dafür qualifizieren und begleiten wir sie. Dank solcher Unternehmens-Kooperationen sind ausgesprochen attraktive Möglichkeiten entstanden.“ So könne sich Arbeitswelt gut entwickeln: in einem inklusiven Miteinander gemischter Teams.

Standort Braunschweig

Während eines Rundgangs erhielten die Stadtverantwortlichen einen ersten Einblick in Produktion, Lager und Logistik des Firmenstandorts. „Wir konnten auch in der Corona-Krise gut agieren, da wir eben nicht von Ware aus Asien oder Lieferungen aus Billiglohnländern abhängig waren“, betont der Seilflechter-Geschäftsführer. „Wir möchten uns eine gewisse Unabhängigkeit wahren und stärken damit konsequent unseren Braunschweiger Standort.“ Personal solle langfristig gebunden und zufrieden bei der Arbeit sein. „Allerdings können wir uns aufgrund des deutschen Mindestlohn-Niveaus nicht an europäischen Ausschreibungen beteiligen – da haben wir gegen Länder, in denen 3,80 Euro vorgegeben sind, keine Chance.“ Hier wünscht sich Halle eine gesamteuropäische Lösung.

Neue Arbeitsqualität

Hilfreich, wenn dann die Kooperation mit einem Partner vor Ort flexibel funktioniert: Von Arbeiten, die seit zwei Jahrzehnten in der klassischen Werkstatt Kaiserstraße der Lebenshilfe Braunschweig als Auftrag termingerecht und zuverlässig abgewickelt werden, bis hin zu ganz neuen Formaten: „Seit Januar 2023 haben wir zum Beispiel eine größere Gruppe von etwa zehn Personen, die direkt bei Seilflechter vor Ort Arbeiten wie Verpackung oder Labeln übernehmen“, erläutert Werkstattleiter Thorben Haste. „Das hat eine neue Arbeitsqualität für die Menschen mit Beeinträchtigung und macht die Logistik für das Unternehmen einfacher.“ Hinzu komme, dass schon zwei Menschen mit Beeinträchtigung ein Wechsel auf den ersten Arbeitsmarkt gelungen sei, dank eines Festvertrages durch Seilflechter - unterstützt durch das Budget für Arbeit.

Ausgezeichnetes Beispiel

„Seilflechter ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen mittelständischen Unternehmer mit eigenem Kopf und Philosophie. Hier wird soziales Engagement, kombiniert mit wirtschaftlichen Vorgaben und Heimat-Treue, auf beste Art und Weise deutlich“, erklärten Sebastian Hallmann und Gerold Leppa. „Das würden wir gern als Ansporn für andere mitnehmen und weitertragen.“

Oberbürgermeister Thorsten Kornblum zeigte sich ebenso wie seine Kollegen begeistert: „Dafür müssen wir Werbung machen!“ Er sei beeindruckt über die Erfolgsgeschichte der Firma Seilflechter trotz Kriege und Krisen wie Corona. Er freue sich über das klare Bekenntnis zur Stadt Braunschweig und das soziale Engagement: „“Hier wurde Inklusion ja fast erfunden“, meinte er mit einem Augenzwinkern und dankte zugleich für die Leidenschaft: „Qualität setzt sich eben durch!“

Text und Fotos: Elke Franzen