Lebenshilfe Braunschweig
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26.06.2019

Begegnungen auf Augenhöhe

Was ist Würde? Dieser Frage stellten sich vier motivierte Mitarbeitende der Lebenshilfe Braunschweig, als sie durch die Begleitung des Braunschweiger Büros für Leichte Sprache die interaktive Kunstausstellung zum Thema Würde in der Villa von Amsberg erkundeten.

Regina Schultz, die schon seit über 30 Jahren mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeitet, kooperierte erstmalig außerhalb des Herzog Anton Ulrich-Museums und lud zum Besuch der Ausstellung ein. ,,Jeder Mensch hat das Recht, das man ihm würdevoll begegnet“, betont Regina Schultz. ,,Im Grundgesetz steht geschrieben, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Doch was ist eigentlich Würde? Würde heißt, dass man Sie und mich anständig behandelt:“

In Form einer simplen wie eindrucksvollen Geste des gegenseitigen Respektes machte die ehrenamtlich engagierte Frau be-greif-bar, was Würde bedeutet: Zusammen mit ihren Assistentinnen Victoria Romei, Sonja Franke, Birgit Wegener und Heidrun Westphal stellten sich alle einander mit Namen vor und schütteln fest und mit Augenkontakt Hände. Alle sind beeindruckt. „Man fühlt sich wichtig und richtig, wenn einem andere Menschen so freundlich begegnen“, erklärt Silvia Dietrich. „Ein bisschen komisch und ungewohnt ist es aber auch, so bewusst jemandem auf Augenhöhe zu begegnen.“

Dann wartet eine ganz besondere Überraschung auf alle: Nebenan stehen im Halbkreis Stühle. An der Wand hängt ein Bild des Malers Hans Jürgen Thoms. Nun sollen alle das Bild betrachten und erzählen, was ihnen dazu einfällt. Damit sichergestellt wird, dass alles Gesagte auch Gehör findet, moderiert Regina Schultz. Und zudem wird auch noch alles aufgeschrieben.

Time Slips (deutsch: Zeitfetzen) nennt sich die Methode und lädt unter einfühlsamer Anleitung dazu ein, gemeinschaftlich über ein Kunstwerk spontan eine Geschichte entstehen zu lassen. Kreativität hat ihren freien Lauf und so entstehen dank der Moderation und den Gedanken der Teilnehmenden einzigartige und ungewöhnliche Geschichten.

"Und das Besondere daran ist: Ihr habt sie erzählt!“, freut sich Heidrun Westphal. An vielen Stellen wird herzlich gelacht, als die beiden Geschichten vorgelesen werden. Am Ende applaudieren alle. Vor allem Natalie Dittrich ist schwer beeindruckt: „Das hört sich irre gut an!“

Aber auch Regina Schultz und ihre ,,Assistentinnen“ sind so begeistert, dass die zertifizierte Moderatorin alle Teilnehmer_innen spontan ins Herzog Anton Ulrich-Museum einlädt, um möglicherweise auch dort Teil einer Time-Slips-Gruppe zu werden.

Text und Fotos: Aurora Moosberg