Lebenshilfe Braunschweig
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02.02.2015

„Ich will, dass Du meine Chefin wirst“ - Arbeitsvertrag nach Qualifizierung

Sie hat hart dafür gearbeitet und nun ein Ziel erreicht: Linda Koch, in der Lebenshilfe Braunschweig zur Helferin im Kindergarten qualifiziert, erhielt einen unbefristeten Arbeitsvertrag über 39 Stunden und gehört jetzt fest zum Team des St. Bernward-Kindergartens in Salzgitter.

Doch bevor die junge Frau nun jeden Morgen ihr Namensschild gut sichtbar am Pulli befestigt, hat ein Netzwerk unterschiedlicher Kooperationspartner diesen Vertrag im Rahmen eines „Budgets für Arbeit“ erst möglich gemacht.

„Wir haben sehr erfolgreich geeignete Beschäftigte aus dem Berufsbildungsbereich und dem Arbeitsbereich der Werkstatt als Helfer für Kindertageseinrichtungen qualifiziert“, erklärt Michael Schumann vom Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig. Seine Kollegin Janet Grüning nutzte dann ein vielschichtiges Netzwerk, um für Linda Koch den passenden Praktikumsplatz zu erhalten. Und fand in Ulrike Bruschke eine Partnerin, die sich ebenso offen wie strukturiert mit ihr auf einen neuen Weg machte. „Linda braucht ein gewisses Raster, nimmt Verantwortung aber sehr ernst“, erklärt die Leiterin des St. Bernward-Kindergartens in Salzgitter. „Zugleich gibt es keinen Wattebausch und keine Ausnahmen. Wichtig sind Respekt und Akzeptanz auf beiden Seiten.“

Auf Kinder zuzugehen, Aufgaben zu übernehmen und mitten im Alltag eines Kindergartens zu sein, war für Linda Koch eine neue Erfahrung. Vor allem zu Beginn schaute Janet Grüning vom Fachdienst regelmäßig vorbei, hörte zu, was Linda und ihre Kolleginnen zu erzählen hatten, und half, wenn es irgendwo hakte. Karola Galdia war wiederum direkt vor Ort die Tandem-Kollegin, um zu beraten und zu unterstützen.

„Im Kindergarten ist jeder Tag ein Abenteuer. Umso wichtiger ist es, bestimmte Fähigkeiten, die auch in einem hausinternen Bewerbungsverfahren überprüft werden, mitzubringen - ganz gleich, ob es sich um die Qualifizierung, ein Praktikum, einen ausgelagerten Arbeitsplatz oder gar ein festes Arbeitsverhältnis für Menschen mit Beeinträchtigung handelt“, erklärt Janet Grüning. Wer gute Chancen auf die Ausbildung, das Abschlusszertifikat und vielleicht einen passenden Arbeitgeber haben wolle, sollte möglichst schon ein angemessenes Sozialverhalten vorweisen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie zeitliche und räumliche Orientierung mitbringen, Hygieneregeln einhalten sowie öffentliche Verkehrsmittel benutzen können.

Voraussetzungen für den Wechsel aus der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt war die Qualifizierung, aber auch die innere Bereitschaft, flexibel auf einem neuen Arbeitsplatz unterwegs zu sein. So formulieren zukünftig Hilfeplan und Personalentwicklungsgespräch immer wieder große und kleine Etappen, um immer selbständiger eigene Aufgaben zu übernehmen: eine Fortbildung für bestimmte Basteltechniken, erste Versuche, das Lesen und Schreiben zu erlernen, die Einbindung in neue Gruppen und Themen.

„Linda ist der Motor ihres eigenen Lebens. Und wir bieten – im Sinne einer breit aufgestellten Inklusion – ein gutes Miteinander“, erklärt Ulrike Bruschke. So zögerte sie nicht, um in beeindruckend kurzer Zeit, gemeinsam mit Lebenshilfe, Kirche, Gesundheitsamt und Eingliederungshilfe der Stadt Braunschweig, Lindas zunächst schüchtern, dann aber doch absolut überzeugend vorgetragenen Wunsch zu erfüllen: „Ich möchte, dass Du meine Chefin wirst.“ Das hat geklappt - mit Mut, Risikobereitschaft und Beharrlichkeit, auch dies auf beiden Seiten.


Michael Schumann
Leiter Fachdienst Betriebliche Integration
Telefon 0531 4719 104, Mobil 01520 92228 14
michael.schumann(at)lebenshilfe-braunschweig(dot)de

Janet Grüning
Fachdienst Betriebliche Integration
Telefon 0531 4719 103, Mobil 01520 92229 01
janet.gruening@lebenshilfe-braunschweig.de