Lebenshilfe Braunschweig
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25.11.2023

Gemeinsames Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Aktionen weltweit gibt es am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“. Auch Braunschweig nutzte diesen Tag für Aktionen gegen Gewalt an Frauen, in der symbolischen Farbe Orange. 113 Paar Schuhe standen auf dem Schlossplatz für die 113 Frauen, die im Jahr 2021 von Ihren (Ex-) Partnern getötet wurden. Information, Austausch, Rat - das waren die Ziele des Tages und mittendrin ein Frauen-Team der Lebenshilfe Braunschweig.

  • Hier ihr Bericht: 

Wir sind gegen Gewalt! Das war unser Motto:
Denn der 25.11. war ein wichtiger Tag:
Es war der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“.
Er wird auch „Orange the Day“ genannt.

Trotz Nässe und Kälte haben wir auf dem Schlossplatz Braunschweig unsere Meinung vertreten!
Wir, das waren

  • die Frauenbeauftragte Sevim Kubat
  • der Werkstattrat und der Sprecherrat, vertreten durch Michelle Honert, Yasmina Thouir und Laura Granz.

Mit einer orangenen Kunstskulptur aus Stühlen haben wir darauf aufmerksam gemacht.
In der Vorbereitung hat uns auch Patrick Ogiewa geholfen.
Er arbeitet bei den Handwerklichen Diensten der Lebenshilfe Braunschweig.
Also echtes Teamwork!

Auf dem Schlossplatz haben wir die Menschen informiert,
warum besonders Frauen mit Beeinträchtigungen oft Opfer von Gewalt werden.

Wir haben auch Tipps gegeben, was man tun kann,
wenn jemand betroffen ist.

Dazu haben wir auf unseren QR-Code verwiesen.
Den konnte man scannen und im Internet Broschüren runter laden.

Eine davon ist diese hier des Vereins von Mixed Pickles: An-ihrer-Seite.pdf (mixedpickles-ev.de)

Und nicht zu vergessen der Kraft-Rucksack mit Übungen, die Frauen helfen, wenn sie Gewalt erlebt haben : Startseite - Kraft-Rucksack.

Der Kraft-Rucksack ist ein Projekt des Nihil-Vereins - es gibt eine barrierefreie Internetseite und ein Buch, vor allem für Frauen mit Beeinträchtigung, die Gewalt erfahren haben.

Wir hatten vier orange-farbene Stühle auf dem Schlossplatz dabei.
Da haben uns viele Menschen angesprochen.
Frauen und auch Männer:
Und spannende Geschichten erzählt.

Eine Frau erzählte uns, wie sie 1968 demonstrieren ging.
Weil sie verhindern wollte, dass Männer darüber entscheiden,
ob Frauen arbeiten gehen dürfen oder nicht.

Ein Mann kam auf uns zu und ermutigte uns,
„Nein!“ zu Gewalt zu sagen und sich zu wehren.
Er fand es furchtbar, dass Frauen häufiger Opfer werden,
als der Polizei tatsächlich gemeldet wird.

Das liegt daran, dass viele Frauen sich nicht trauen,
zur Polizei zu gehen.

Es gab aber auch andere Geschichten:
Eine Frau erzählte,
dass sie seit 20 Jahren mit ihrem Mann zusammen ist
und er nie Gewalt gegen sie ausgeübt hat.
Ihr ist bewusst, dass leider nicht alle so sind,
deshalb fand sie unsere Aktion gut und wichtig.

"Wir haben ein wichtiges Zeichen gesetzt",
fassen die engagierten Frauen der Lebenshilfe Braunschweig zusammen.
"Und wir haben es zusammen mit
mehreren anderen Organisationen
und der Gleichstellungsbeauftragten gemacht.
Auch das war richtig gut."

Text und Fotos: Nicole Kupitsch
Redaktion: Elke Franzen


Gewalt gegen Frauen wird oft bagatellisiert, vor Jahren war Partnerschaftsgewalt eine „Privatsache“ und kein offizielles Gewaltdelikt. Dies hat sich geändert durch viele Jahre Bewusstseinsarbeit, auch deshalb ist der 25. November als jährlicher weltweiter Tag gegen Gewalt an Frauen so wichtig. Laut Bundeskriminalamt liegt die Zahl der Gewaltopfer in Partnerschaften bei 143.604 Opfern im Jahr 2021. Die Betroffenen waren zu 80 Prozent Frauen. Bedrohung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Vergewaltigung: Gewalt kommt in Paarbeziehungen nach wie vor erschreckend häufig vor. Das sind höchst alarmierende Zahlen, die aber wegen der großen Dunkelziffer nicht einmal das ganze Ausmaß der Gewalt gegen Frauen abbilden.

In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher, sexualisierter oder psychischer Gewalt betroffen. Alle 45 Minuten wird eine Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine (Ex)Partnerin. Wie real diese erschreckenden Zahlen auch im Jahr 2023 noch sind, hat auch eine Umfrage von Plan International verdeutlicht: Demnach soll jeder dritte Mann handgreiflich gegen seine Partnerin oder Frau werden, um "ihr Respekt einzuflößen". Mehr als ein Drittel der befragten Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren findet demnach Gewalt in der Partnerschaft okay.

„Gewalt gegen Frauen ist in unserer modernen Gesellschaft nach wie vor allgegenwärtig, davon zeugen die Erfahrungen aus unseren Einrichtungen. Ein Unterstützungsangebot, das sich nicht nur an Frauen richtet, sondern von dem besonders auch deren Kinder profitieren“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtverbands Niedersachsen e.V. - eine Dachorganisation, zu der auch die Lebenshilfe Braunschweig gehört.

Auch wenn der Paritätische die politischen Bemühungen auf der Landes- und Bundesebene zur Verwirklichung der Istanbul-Konvention begrüßt, fehlt es weiterhin an einer auskömmlichen Finanzierung der Gewaltschutzeinrichtungen und damit an einer Absicherung deren unverzichtbaren Angebots.

Text: Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen