Lebenshilfe Braunschweig
Drucken Text vergrößern Text normalisieren Text verkleinern
03.12.2023

Forderung am Welttag: Mitreden und mitentscheiden!

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember fordern der Paritätische Niedersachsen und die Lebenshilfe Niedersachsen mehr Engagement für die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesellschaft.

Appell an Gesellschaft

Von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, soll der 3. Dezember dazu dienen, ein geschärftes Bewusstsein für Menschen mit Beeinträchtigung und ihre individuellen Bedürfnisse zu schaffen. Dabei geht es an einem solchen Tag nicht nur darum, auf die Belange von Menschen mit Beeinträchtigung aufmerksam zu machen, sondern auch mehr Solidarität und Einsatz für eine inklusive Gesellschaft einzufordern.

Teilhabe ermöglichen

Denn auch 17 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention und sieben Jahre nach der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetz bleibt die Verwirklichung von Teilhabe in allen Lebensbereichen weiterhin ein uneingelöstes Versprechen.

Inklusion auf vielen Ebenen

Inklusion bedeutet für den Paritätischen und die Lebenshilfe nicht nur den Zugang zu allen Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch die Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen in sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehören Bildung, Arbeit, Kultur und Freizeitaktivitäten.

Vielfalt als Vorteil

„Eine inklusive Gesellschaft erkennt die Vielfalt aller Menschen an und fördert ihre aktive Teilhabe. Egal ob wir über die Verwirklichung der inklusiven Schule oder die Realisierung von analoger und digitaler Barrierefreiheit sprechen – als Land und als Gesellschaft stehen wir weiterhin vor großen Aufgaben und vor der Offenbarung, wie ernst es uns mit der Verwirklichung von Teilhabe ist“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen.

Inklusiver Arbeitsmarkt

Für eine inklusive Gesellschaft ist es entscheidend, dass Menschen mit Beeinträchtigung gleichberechtigt und selbstbestimmt am Arbeitsleben teilhaben können. Mit dem erst kürzlich verabschiedeten Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts sehen der Paritätische und die Lebenshilfe gute Ansätze, um mehr Menschen mit Beeinträchtigungen in den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren. „Wir brauchen mehr Durchlässigkeit zum allgemeinen Arbeitsmarkt. Da ist dies ein erster guter Schritt. Gleichzeitig müssen wir aber auch weitere Hürden abbauen“, erklärt Frank Steinsiek, Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe Niedersachsen.

Forderung der Selbstvertreter:innen

Menschen mit geistiger Beeinträchtigung wollen mitreden und mitentscheiden. Das fordern Selbstvertreter:innen der Lebenshilfe zum Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe einen Master-Plan gemacht.

Überall einmischen

Eine geistige Beeinträchtigung kann jeden treffen. Mit der Geburt, durch einen Unfall oder im hohen Alter. Wie würde dann das eigene Leben aussehen? Noch heute kommt es immer wieder vor, dass erwachsene Frauen und Männer mit geistiger Beeinträchtigung wie kleine Kinder behandelt werden. Oft entscheiden andere für sie: Wo sie wohnen, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen sollen. Zum Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember fordern deshalb Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter der Bundesvereinigung Lebenshilfe: „Wir wollen mitreden und mitentscheiden! Nicht nur in der Lebenshilfe, sondern überall.“

Aktive Selbstvertreter:innen

Die deutlichen Worte stammen von Selbstvertreter Thomas Gilles aus Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Er gehört dem Rat behinderter Menschen der Bundesvereinigung Lebenshilfe an. Im Tandem mit einer Unterstützerin leitete Gilles eine Projektgruppe, die einen Master-Plan zur Stärkung der Selbstvertretung entwickelt hat. Selbstvertretung heißt: Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sprechen für sich und andere Betroffene. Dabei übernehmen sie auch Verantwortung, zum Beispiel im Vereinsvorstand wie in der Lebenshilfe Braunschweig.

Masterplan entwickelt

Der Master-Plan wurde jetzt von der Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Lebenshilfe mit überwältigender Mehrheit angenommen und ist im Internet unter www.lebenshilfe.de zu finden – in Leichter Sprache und in Alltagssprache. Er zeigt, was notwendig ist, damit Selbstvertretung und uneingeschränkte Teilhabe funktionieren. So ist es besonders wichtig, dass sich Selbstvertreter vernetzen können. Dafür muss genügend Geld da sein: für Assistenz, für Kommunikationstechnik, für Fortbildung und Fahrten zu regelmäßigen Treffen. Und: In Politik und Gesellschaft braucht es viel mehr leicht verständliche Sprache.

Text: Landesverband Lebenshilfe Niedersachsen + Parität Niedersachsen sowie Bundesvereinigung Lebenshilfe
Foto: Lebenshilfe_Nadine Weigel, Lebenshilfe Niedersachsen, Parität Niedersachsen