Lebenshilfe Braunschweig
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17.10.2023

Compliance-Workshop für Selbstvertreter-Gremien

Compliance ist nahezu jederzeit und überall: ob es ums Plaudern in der Teeküche, das Ausdrucken und Abspeichern von Dokumenten oder das Einkaufen »sauberer« Waren und Dienstleistungen geht. Doch wie wird das Thema im Unternehmen greifbar, für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung?

Breit gestreute Kommunikation

„Um Compliance breit zu festigen, haben wir nicht nur Nachrichten zu einzelnen Themenfeldern im Intranet platziert, Austauschrunden unter anderem mit dem Vorstand initiiert, sondern auch eine eigene Broschüre für die Lebenshilfe Braunschweig erstellt“, berichten Serap Kühl, Managementbeauftragte, Alea Stephan vom Braunschweiger Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Braunschweig, und Elke Franzen, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Diese Broschüre liefert kompakt und verständlich zahlreiche Informationen, in schwieriger und Leichter Sprache.“

Verbindlich für alle

„Compliance fasst ja Gesetze, Regeln, Richtlinien und vor allem Werte zusammen, mit denen wir alle in der Lebenshilfe Braunschweig agieren müssen und wollen: von Ehrenamtlichen bis zur Geschäftsleitung, von Kund:innen bis zur Assistenz, von Angehörigen bis zu Lieferanten“, erläutern die drei weiter.

Austausch mit Gremien

Transparenz hilft hier weiter. „Und da vor allem für Menschen mit Beeinträchtigung eine Broschüre allein nicht genügt, haben wir alle Gremien der Selbstvertreter:innen zu einem Workshop eingeladen“, erzählen die beiden Workshop-Organisatorinnen Alea Stephan und Elke Franzen.. Dazu gehörten: Jugend- und Auszubildenden-Vertretung aus dem Bildungszentrum, Werkstattrat, Sprecherrat Wohnen, Seniorenvertretung, Frauenbeauftragte der Werkstätten und die Vorstandsmitglieder.

Botschafter:innen gewinnen

„Junge und ältere Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen haben sich mit uns ausgetauscht“, berichten die zwei Referentinnen. „Unser Ziel war, Menschen mit Beeinträchtigung in besonderen Funktionen innerhalb des Unternehmens als Kommunikatoren, Ansprechpartner und Botschafter für Compliance zu sensibilisieren.“ Und fügen schmunzelnd hinzu: „Das ist schon herausfordernd, wenn es noch nicht einmal ein einfaches deutsches Wort dafür gibt.“

Dennoch -  bei Schlagworten wie Leitbild, Umwelt, Nachhaltigkeit, Qualitätsmanagement, Korruption, Spenden, Loyalität, Lieferanten, Netiquette, Trinkgeld, Gewalt, Mobbing, Diskriminierung, Geschenke oder Datenschutz kann (fast) jede:r mitreden.

Intensiv und lehrreich

„Einen Tag lang, sehr intensiv, sehr lehrreich und auch sehr amüsant“, fassen Alea Stephan und Elke Franzen zusammen. „Vor allem bei unseren anschaulichen Spielszenen zuckten die roten Karten mit sich steigernder Empörung nach oben - die Worte Bestechung und Korruption hallten durch den Raum.“

Gespür für Verstöße

Ein feines Gespür dafür zu entwickeln, wann Einflussnahme in Ordnung ist und wann gegen das Ethos verstößt wird, war ein wichtiges Themenfeld. Ein Kino-Ticket für eine Mitarbeiterin, damit der Sohn doch noch an der ausgebuchten Reise teilnehmen kann? Der Kreuzfahrt-Gutschein einer Baufirma für den erhofften Zuschlag zum Millionen-Neubau? Eine Spende mit dem Verwendungszweck „Eis für alle in der Seniorentagesstätte“? Das Geburtstagsgeschenk für einen Kollegen? Oder der Geschenkkorb mit Weinkiste, um den gekündigten Großauftrag für eine Werkstattgruppe am Leben zu erhalten?

Breites Spektrum

Ob Arbeitsplatz in einer externen Firma, im Café oder in der Montage-Gruppe, ob Frau oder Mann, Autistin oder Rollifahrer – wie wir uns verhalten und vor allem verhalten wollen, ging alle Workshop-Teilnehmende etwas an. Nicht nur die Spielszenen, auch kurze Video-Clips, zum Teil aus eigener Produktion der Lebenshilfe Braunschweig, Teamaufgaben, Rot-Grün-Karten, der Bezug zum eigenen Lebens- und Arbeitsumfeld und damit die Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen zeigten, wie wichtig Compliance für uns ist.  

Klare Regeln

Was hier und schon beim Erstellen der Broschüre wichtig war: eindeutige Aussagen, klare Regeln helfen weiter. Auch das Bewusstsein für Konsequenzen. „Halten wir uns dran. Wir alle. Das war unser gemeinsames Schlusswort“, fassen Alea Stephan und Elke Franzen zusammen.

Material zum Mitnehmen

Zum Mitnehmen gab es ein Workshop-Zertifikat, die Compliance-Broschüre sowie speziell aufbereitete Infoblätter zu Netiquette und dem neu eingerichteten Hinweisgeber-System. Denn nun muss es „Compliance“ auch in den alltäglichen Austausch schaffen. Vom Schutz vor Gewalt über das Posten von Fotos bis hin zum freundlichen Kundenservice.

Hier gibt es die Nachricht in Leichter Sprache.

Text: Elke Franzen
Fotos: Elke Franzen und Serap Kühl