Lebenshilfe Braunschweig
Drucken Text vergrößern Text normalisieren Text verkleinern
25.09.2023

Vielfalt durch das „Budget für Arbeit“ im Unternehmen EWE

Vielfalt im Unternehmen? Für Firmenchef Jan-Peter Ewe eine Selbstverständlichkeit. „Schon mein Vater und Opa hatten ein positives Menschenbild und sahen uns in einer sozialen Verantwortung, auch mit Bezug zur Lebenshilfe Braunschweig“, betont der Geschäftsführer des Braunschweiger Traditionsunternehmens EWE mit Leistungen rund um Armaturen für Wasser, Gas und Abwasser.

Zwei wichtige Arbeitsverträge

Mitten in der großen Corona-Krise ermöglichte das Unternehmen im Mai 2020 gleich zwei Menschen mit Beeinträchtigung die Unterzeichnung eines schon länger eingefädelten Arbeitsvertrags und gab ihnen damit einen mittlerweile unbefristeten Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Kennengelernt hatten die 140 Mitarbeiter:innen der mittelständischen Firma Dennis Bonneik und seinen Kollegen über Praktika und verschiedene Arbeitstests. Umgekehrt erhielten diese Einblicke in die für sie noch neue Firma.

Kompetenz und Ehrgeiz

„Die beiden zeichnet eine hohe soziale Kompetenz und großer Ehrgeiz aus, sie bringen Leistung trotz ihrer Einschränkung“, meint Alexander Enns, Leiter der EWE-Qualitätssicherung. „Wer zu uns kommt, muss wollen – dann bieten wir gute Chancen und zwar längerfristig.“ Das gehöre zur Unternehmenskultur: „Wir wünschen uns Kolleginnen und Kollegen, die sich hier mit allem Entwicklungspotential ihre Zukunft vorstellen können.“

Individuelle Lösungen

Dafür bietet das Unternehmen zahlreiche Benefits für Mitarbeiter:innen bis hin zu  individuellen Lösungen. So hat Geschäftsführer Jan-Peter Ewe schon zu Beginn kurzerhand in zusätzliche Beleuchtung und einen ergonomisch passenden Tisch für Dennis Bonneik investiert: „Wir haben schnell gemerkt, dass dies notwendig ist, wenn der Arbeitsplatz passgenau und dauerhaft genutzt wird.“

Fachdienst Betriebliche Integration

Vorbereitet und begleitet werden die beiden Männer vom Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig. Bei EWE geht dessen Mitarbeiter Jürgen Winogradzew ein und aus: „Am Anfang war die Anbindung stärker, bis sich beide Seiten aufeinander eingependelt hatten. Dann schauen wir immer wieder mal nach Arbeitsabläufen, Kommunikationshilfen oder auch speziellen Maschinen und Werkzeugen.“

Arbeitsprozesse optimieren

Geschäftsführer Jan-Peter Ewe betont: „Natürlich sehen wir das auch mit einem unternehmerischen Blick. Zusammen überprüfen wir, ob sich Prozesse optimieren und persönliche Leistungen weiterentwickeln lassen.“ So habe man zum Beispiel gemeinsam zusätzliche Qualitätskontrollen entwickelt, damit beide gute Arbeit auf gleichbleibendem Niveau abliefern könnten. „Ziel ist die Möglichkeit, bei Fehlern sich selbst zu korrigieren.“

Eigenständige Aufgabe

Unter diesen Aspekten hat sich auch der Arbeitsplatz von Dennis Bonneik weiterentwickelt. Mittlerweile ist der junge Mann für ein Element der Wasserzählanlage zuständig.

„Die beschriebene Tätigkeit wurde vorher von den Mitarbeitern der Serienfertigung erledigt. Sie haben diesen Längenausgleichstutzen mit der gesamten Baugruppe auftragsbezogen montiert. Als wir merkten, das könnte gut und verlässlich funktionieren, wurde der Stutzen aus diesem Montageprozess rausgenommen und an Herrn Bonneik übergeben“, erläutert Alexander Enns weiter.

Angepasste Hilfsmittel

Schaut man genauer auf die Arbeitsschritte, fallen Begriffe wie O-Ringe, Überwurfmutter, Sprengring und Schmierfilm. Dennis Bonneik weiß genau, was er wie in welcher Reihenfolge zu tun hat, einschließlich der von ihm selbst auszuübenden Qualitätskontrolle.

„Da die Montage der Stutzen bis zu 90 Prozent seiner Arbeitszeit beträgt, wollten wir, auch in Rücksprache mit dem Betriebsarzt, eine einseitige Belastung durch geeignete Hilfsmittel reduzieren“, betont Alexander Enns. Folgende Maßnahmen seien umgesetzt worden:

  • Der Arbeitsplatz ist komplett höhenverstellbar und besitzt eine Fußablage.
  • Zwei O-Ringe werden halbautomatisch auf den Stutzen gesetzt.
  • Eine Befettungsvorrichtung portioniert das Schmiermittel auf die O-Ringe.

Eine enorme Erleichterung, denn schaut man auf die Tagesration von Dennis Bonneik, kommen schnell mal 1000 Stutzen in der Montage und damit 2000 O-Ringe zusammen – wohl gemerkt: täglich. „Ich bin stolz auf meinen Arbeitsvertrag und im Team angekommen“, freut sich Dennis Bonneik. „Und ich konnte wirklich schon beweisen, dass ich einen echt guten Job mache!“

Netzwerk an Kooperationsfirmen 

Michael Schumann, verantwortlich für den Fachdienst Betriebliche Integration, berichtet: „Dank unseres guten Netzwerkes und der vielen Partner vor Ort können unsere Mitarbeiter:innen oft Erfahrungen in unterschiedlichen Berufsfeldern vorweisen. Bei Dennis Bonneik reicht das von unserer eigenen FAIRKAUF-Möbelhalle über Ikea bis hin zu Fehrer, einem Spezialisten für Komponenten im Fahrzeuginnenraum.“

Budget für Arbeit

Vereinfacht habe die doppelte Vertragsunterzeichnung auch das Budget für Arbeit, so Michael Schumann. Dafür werden Menschen mit Beeinträchtigung von Unternehmen mit einem regulären Arbeitsvertrag zu einem normalen Gehalt eingestellt. „Aber es gibt einen attraktiven, oft sehr hohen Lohnkostenzuschuss“, erklärt Michael Schumann. „Zudem begleiten und unterstützen unsere Assistenzen vom Fachdienst Betriebliche Integration direkt vor Ort.“

 Im Team ankommen

Schließlich müsse das Ergebnis auch passen, um von den Kolleginnen und Kollegen akzeptiert zu werden, ergänzt Alexander Enns. Das scheint zu klappen: Die beiden haben zwei feste Ansprechpartnerinnen in ihrer Gruppe, sitzen selbstverständlich im Kollegenkreis während der Mittagspause beieinander und nehmen an den Betriebsfeiern teil.

Verlässlicher Partner

Das klappt so gut, dass sogar über weitere Kooperationsmöglichkeiten gesprochen wird. „Immer wieder probieren Braunschweiger Firmen diesen sozialen Aspekt der zusätzlichen Mitarbeitergewinnung einfach mal aus“, fasst Michael Schumann zusammen. „Wir sind als Lebenshilfe Braunschweig ein verlässlicher Partner, so dass sich oft auch eine weitreichende Kooperation mit Praktika, betriebsintegrierten Arbeitsplätzen oder auch den Verträgen mit dem Budget für Arbeit entwickelt.“  

Text: Elke Franzen
Fotos: Dennis Rowedder
 

SERVICE: Fachdienst Betriebliche Integration

  • Der Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig berät Firmen, Betriebe und Unternehmen ebenso wie motivierte Menschen mit Beeinträchtigung in allen Phasen des Eingliederungsprozesses.
     
  • Das Budget für Arbeit ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung, ihre Subventionen, die für den Arbeitsplatz bei der Lebenshilfe Braunschweig bereitgestellt werden, in einem regulären Arbeitsverhältnis zu nutzen. Somit besteht für Unternehmen die Möglichkeit, einen Ausgleich von bis zu 75 Prozent des Bruttolohnes über das Sozialamt zu erhalten. Darüber hinaus unterstützen die Assistenzen der Lebenshilfe Braunschweig.

Ansprechpartner
Michael Schumann | Leitung Fachdienst Betriebliche Integration |
0531 4719 4957 | E-Mail